Plastik & Müll
Kaum ein Werkstoff hat sich schneller verbreitet als Plastik. Seit seiner Erfindung in den 1950er-Jahren wurden 8 Milliarden Tonnen Plastik produziert. Ein großer Teil dieser Menge existiert noch immer, denn Plastik zersetzt sich erst nach hunderten Jahren vollständig. Was nicht verbrannt wurde, liegt also noch heute auf Deponien, in den Wäldern oder schwimmt im Meer.
Mehrweg statt Müllberge
Jeden Tag landen riesige Mengen Müll in der Natur. Der größte Teil sind Verpackungen wie Plastikfolien, Plastikflaschen und Getränkedosen. In Österreich fallen jährlich 1,6 Milliarden Plastikflaschen an. Nur knapp die Hälfte dieser Flaschen wird recycelt, der Rest verbrannt. Laut einer EU Statistik recyceln nur drei Länder in Europa weniger Plastikverpackungen als Österreich. Das müssen wir ändern. Es braucht Mehrweg-Lösungen statt immer größeren Müllbergen.
Durch den Umstieg auf Mehrwegflaschen könnten Plastikverpackungen in Österreich um 15 Prozent reduziert werden. Das ist eine enorme Verbesserung. Das Plastiksackerlverbot zum Vergleich bringt nur eine Reduktion von etwa 2,3 Prozent.
Greenpeace fordert den raschen Ausbau eines österreichweiten Mehrweg-Systems.
Um den Umstieg auf Mehrweg zusätzlich zu beschleunigen, fordern wir außerdem eine Abgabe auf alle Einwegverpackungen.
Einwegplastik
In Österreich fallen jährlich 900.000 Tonnen Plastikmüll an. 31 Prozent davon sind Verpackungen, die nur einmal verwendet werden. Mit jedem Jahr werden mehr Produkte in Plastik verpackt. Alleine seit 2008 hat sich das jährliche Aufkommen von Plastikverpackungsmüll um 50.000 Tonnen erhöht.
Plastik zersetzt sich nur sehr langsam. Ein Joghurt-Becher braucht beispielsweise bis zu 450 Jahre, um vollständig zu verrotten. Das ist eine lange Zeit, vor allem wenn man bedenkt, dass ein Großteil des Plastiks Einwegprodukte sind, die nach 5 Minuten weggeschmissen werden. Ungefähr die Hälfte aller Kunststoffprodukte landet nach weniger als einem Monat im Müll. Kein Wunder, dass Deponien auf der ganzen Welt wachsen und Müll im Meer landet.
Greenpeace kämpft für ein Ende von Wegwerfplastik – und das ist kein unrealistisches Ziel. In fast allen Bereichen lassen sich umweltfreundliche Alternativen finden. Wir fordern die Politik auf, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine schnelle Abkehr vom Einwegplastik zu setzen!
Plastikmüll im Meer
Jede Minute landet eine LKW-Ladung Plastikmüll im Meer. Bis heute haben sich schätzungsweise 150 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen gesammelt. Mit den Strömungen verteilt sich der Müll an den Stränden oder sammelt sich in riesigen Müllstrudeln auf der Wasseroberfläche. Die größte Müllinsel im Meer befindet sich im Nordpazifik und hat ungefähr die Größe Mitteleuropas.
Vor allem große Meeressäuger wie Wale und Delfine, aber auch Meeresschildkröten und Seevögel leiden unter der Plastikverschmutzung. Sie fressen die Plastikteile und sterben nicht selten daran.
Wäre das nicht schon genug, um etwas gegen die Plastikverschmutzung im Meer zu tun, birgt sie auch eine direkte Gefahr für uns Menschen. Plastik zerfällt im Meer zu Mikroplastik und setzt sich so in der Nahrungskette fest.
Greenpeace setzt sich für den Schutz der Meere ein und forciert die Einführung strengerer Regulierungen der Plastikproduktion. Seit 2022 arbeitet die UN an einem globalen Plastikabkommen, auch weil der Druck durch Umweltorganisationen und Zivilgesellschaft in den letzten Jahren immer größer geworden ist. Greenpeace beobachtet die Verhandlungen genau und setzt sich für eine starkes Abkommen ein. Mit medienwirksamen Aktionen schaffen wir immer wieder Aufmerksamkeit für die Plastikflut in den Meeren.
Mikroplastik – Kleine Teilchen, große Gefahr
Nicht nur große Plastikteile stellen ein Problem dar. Plastik zerfällt mit der Zeit in winzige Partikel, sogenanntes Mikroplastik. Diese verteilen sich durch Meeresströmungen, Flüsse oder Wind auf der ganzen Erde und setzen sich in Pflanzen und Böden fest. Selbst im antarktischen Meer konnten schon Partikel festgestellt werden.
Doch Mikroplastik entsteht nicht nur zufällig. Es wird auch bewusst als Bestandteil verschiedener Kosmetikprodukte eingesetzt. Dazu zählen Plastikkügelchen in Peelings oder flüssiges Mikroplastik im Shampoo. Manche Artikel bestehen sogar zu 10 Prozent aus Mikroplastik.
Das Mikroplastik ist teilweise zu klein für die Filter der Kläranlagen, daher verteilt es sich in unseren Gewässern oder es wird gefiltert, gelangt aber mit dem Klärschlamm in die Umwelt. Ist das Plastik einmal im Kreislauf, wird es weitläufig verteilt und landet auch auf unseren Feldern. Auf seinem Weg binden die kleinen Partikel weitere Schadstoffe an sich. Schließlich werden sie von Tieren verschluckt und setzen sich in ihren Körpern fest. Durch die Nahrungskette landet Mikroplastik dann auf unseren Tellern. Durchschnittlich nimmt jeder von uns bis zu 5g Plastik pro Woche auf, das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte.
Mikroplastik kann in unsere Blutbahn und so bis in unser Gehirn gelangen. Die gesundheitlichen Folgen sind noch nicht vollständig erforscht.
Greenpeace fordert ein EU-Gesetz, das absichtlich zugesetztes festes und flüssiges Plastik in Produkten verbietet. Die Plastikproduktion muss allerdings generell eingeschränkt werden. Denn wo Plastik anfällt, entsteht früher oder später auch Mikroplastik.
Wie kommen wir gegen die Plastikflut an?
Die Bundesregierung hat Anfang 2018 eine Reduktion von Plastikverpackungen bis 2025 um 20 bis 25 Prozent beschlossen. Doch bisher ist fast nichts passiert. Dabei gilt es, die politischen Rahmenbedingungen zu setzen, damit dieses Ziel auch erreicht werden kann. Dazu braucht es einen umfassenden Wandel der Verpackungsindustrie.
Zu häufig wird die Verantwortung nämlich auf die KonsumentInnen übertragen. Und das ist zu wenig: Wir können zwar selbstverständlich alle zur Plastikvermeidung beitragen. Wir achten darauf, weniger Plastik zu verbrauchen, mehr zu recyceln und zahlen Steuern auf Verpackungen. Das allein reicht aber nicht aus.
In der größten Verantwortung stehen die Plastikproduzenten und der Handel. Die meisten Menschen wären bereit, beim Einkaufen auf Plastik zu verzichten. Im Supermarkt bietet sich oft aber gar nicht die Möglichkeit dazu. Manche Obst- und Gemüsesorten gibt es kaum ohne zweite Plastikhülle zu kaufen. Bei Milchprodukten wie Joghurt sieht es noch schlechter aus.
Es liegt an den Unternehmen, diese Plastikflut zu stoppen. Sie müssen Möglichkeiten für einen ressourcenschonenden Einkauf anbieten.
Neben dem Handel müssen wir Plastikproduzenten in die Verantwortung nehmen. Sie sind es, die die Müllberge immer größer werden lassen. Und das, obwohl Plastikverpackungen oft ohne Probleme ersetzt werden könnten. In den meisten Bereichen gibt es gute nachhaltige Alternativen zum Einweg-Plastik. Wir fordern schnelle Schritte zur Reduktion von Plastik in allen Bereichen!
Falsche Alternativen
Oft werden Papier oder Bio-Plastik als Alternativen zum Einweg-Plastik beworben. Doch auch diese Materialien brauchen Energie und Ressourcen in der Herstellung und produzieren nach ihrer Benutzung Müll.
Echte Alternativen bieten wiederverwendbare Verpackungen wie Mehrweg-Glasflaschen und Obstnetze aus Stoff.
Plastik war lange Zeit der Stoff für Sackerl, Flaschen, elektronische Geräte etc. Fast alles wurde in den letzten Jahrzehnten aus Kunststoff hergestellt. Die Problematiken dieses Plastik-Booms werden immer deutlicher. Es ist klar, dass Einweg-Plastik als Allzweckmittel ausgedient hat.
Greenpeace setzt sich daher auf der ganzen Welt für eine Abkehr vom kurzlebigen Plastikmüll ein. Wir fordern ein Verbot von Wegwerfplastik und setzen auf Mehrweg-Alternativen. Für einen gesunden Planeten!