Wälder
Ob Jaguar und Tukan im Amazonas, Wölfe und Tiger in Sibirien oder Luchs und Fuchs in unseren heimischen Wäldern – im Schatten der Bäume leben unzählige Tierarten, denen die Wälder einen idealen Lebensraum bieten. Viele dieser Tiere sind vom Aussterben bedroht und finden sich nur noch in einzelnen Gebieten wieder.
Doch nicht nur als Lebensraum spielen die Wälder eine entscheidende Rolle. Bäume und andere Pflanzen binden CO2. Sie stabilisieren dadurch das Klima und sind essenziell im Kampf gegen die Klimakrise.
Es ist also aus mehreren Gründen entscheidend, die letzten großen Waldbestände zu schützen. Leider wird das an vielen Orten nicht getan. Im Gegenteil, jeden Tag verschwinden große Flächen Wald, die meisten durch Abholzung und Brandrodung, um Platz für den Anbau von Lebens- und Futtermitteln zu schaffen. Dabei nehmen die Landräuber keine Rücksicht auf Natur und indigene Gemeinschaften, die in den Gebieten leben.
Weil die Rodungen die Artenvielfalt gefährden, steigern sie auch das Risiko der Übertragung von Krankheitserregern von Tieren auf den Menschen.
Es ist absurd, dass während der Klimakrise weiterhin Wälder zerstört werden. Greenpeace macht sich für ein sofortiges Ende der Brandrodungen und für den Schutz der Wälder stark. Europa muss sicherstellen, dass keine Rohstoffe aus Naturzerstörung auf den EU-Markt gelangen.

Waldrodung und die Landwirtschaft - Für unser Essen brennt der Wald
Alle zwei Sekunden geht weltweit Wald in der Größe eines Fußballfelds verloren. Bis heute wurde bereits ein Drittel aller Wälder zerstört.
Besonders betroffen sind die Regenwälder am Amazonas, im afrikanischen Kongobecken und in Indonesien.
Der Regenwald wird gerodet, weil immer mehr Platz zum Anbau von Palmöl, Kakao und Soja benötigt wird. Letzteres dient vor allem als Tierfuttermittel. Ungefähr 90 Prozent der gesamten Menge an Soja weltweit wird für die Futtermittel in industriellen Fleischfabriken produziert. Um den nötigen Platz zu schaffen, werden vorsätzlich Feuer gelegt, die den Wald mit all seiner Vielfalt zerstören.
In der Elfenbeinküste wurden allein 2020 ungefähr 47.000 Hektar Wald zerstört. Das ist deutlich über der Fläche des Stadtgebiet Wiens. Hält diese Abholzrate an, so werden bis 2024 alle Primär-Regenwälder des Landes zerstört sein.
Im Amazonasgebiet, dem größten Regenwald der Welt, werden regelmäßig Waldgebiete niedergebrannt. Dies geschieht auch, weil sich die brasilianische Regierung durch ihre Anti-Umweltpolitik immer wieder auf die Seite der Landräuber stellt.

Wie können Brandrodungen verhindert werden?
Die gerodeten Flächen weltweit werden für den Anbau von Weideflächen, Futtermitteln und Agrotreibstoffen verwendet. Durch Importe dieser Güter fördern wir also Brandrodungen im Regenwald. Die moderne Fleischindustrie ist ein Klimakiller mit unglaublichem Flächenkonsum. Langfristig müssen wir daher unseren Fleischkonsum einschränken.
Genauso müssen Alternativen zum Verbrennungsmotor ausgebaut werden.
Denn Agrotreibstoffe wirken zwar auf den ersten Blick nachhaltiger als fossile Treibstoffe, befeuern aber weiter die Waldzerstörung. 2018 wurden noch 39.000 Tonnen Palmöl für Agrotreibstoffe nach Österreich importiert. Wir fordern den Ausstieg aus dem Agrotreibstoff und einen Wandel hin zu einem wirklich umweltfreundlichen Verkehrskonzept.

Lebensraum und Artenkrise
Die Rodungen gefährden mit den Regenwäldern die wahrscheinlich artenreichsten Ökosysteme der Welt. Im Amazonas leben ungefähr 5000 Tierarten und mindestens 40.000 verschiedene Pflanzengattungen. Viele Arten warten noch darauf, entdeckt zu werden. Mit jedem Hektar zerstörten Waldes wird ein weiterer Teil dieser Artenvielfalt bedroht. Jeder Eingriff bringt diese faszinierenden Gebiete weiter ins Ungleichgewicht.
In Ghana und der Elfenbeinküste, den Hauptanbaugebieten für Kakao, sind in den letzten 30 Jahren 70 Prozent der Wälder zerstört worden. Damit gehen die letzten Rückzugsorte bedrohter Arten wie dem Zwergflusspferd und den Schuppentieren verloren. Fast ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten sind bedroht! Auch Tiere wie Elefanten, Tiger oder Eisbären drohen einfach auszusterben.
Der Schutz von bedrohten Tieren ist ein Kernthema von Greenpeace. Mit verschiedenen Kampagnen machen wir immer wieder auf die Artenkrise aufmerksam.

Zoonosen – wie die Rodungen Krankheiten befördern
Die Rodungen haben aber nicht nur verheerende Auswirkungen auf die Tiere und Pflanzen des Waldes. Die schrumpfende Artenvielfalt bringt auch gesundheitliche Risiken für die Menschen mit sich. Denn mit reduzierter Biodiversität erhöht sich das Risiko für sogenannte Zoonosen; das sind Krankheitserreger, die von Tieren auf den Menschen überspringen. Die Corona-Krise hat gezeigt, welche Ausmaße der Ausbruch einer solchen Krankheit erreichen kann.
Die Natur ist ein komplexes und sorgfältig ausgependeltes Konstrukt aus verschiedenen Ökosystemen. Durch Umweltzerstörung und Klimawandel bringen wir es in Ungleichgewicht. Notwendiger Barriereraum zwischen Menschen und Tieren geht verloren. Dadurch erhöht sich das Risiko, dass Viren von Tieren auf Menschen überspringen enorm. Zudem schrumpft mit der Größe der Wildtierpopulation auch die genetische Vielfalt. Tiere werden dann anfälliger für Krankheitserreger.

Wie hoch ist das Risiko?
Ungefähr zwei Drittel aller neu auftretenden Infektionskrankheiten sind zoonotischen Ursprungs.
Ein anschauliches Beispiel für dieses komplexe Thema sind Ebolaausbrüche in Afrika. WissenschaftlerInnen vermuten, dass die Orte der Ausbrüche wenig zusammenhängende Waldgebiete aufwiesen. Orte in der Nähe mit größeren Wäldern blieben weitgehend verschont.
Im Amazonasgebiet fanden WissenschafterInnen heraus, dass ein Anstieg der Entwaldung um 4 Prozent zu knapp 50 Prozent mehr Malaria-Erkrankungen führt.
Während der Corona-Pandemie waren viele staatliche Kontrollorgane in den Städten gebunden. Dadurch wurde vielerorts der Waldschutz vernachlässigt. Greenpeace setzt sich dafür ein, dass der Schutz der Wälder wieder zur Priorität wird. Denn durch den Schutz unserer Artenvielfalt können wir das Risiko zukünftiger Pandemien mindern.

Der Landraub an indigenen Gemeinschaften
Die gefährdeten Wälder sind nicht nur Lebensraum für unterschiedlichste Tier- und Pflanzenarten. Auch Menschen verschiedener indigener Gemeinschaften leben seit unzähligen Generationen in den Gebieten des Regenwalds. Ihre Lebensweise ist angepasst an die Umstände des Waldes. Durch ihren schonenden Umgang mit den Ressourcen des Waldes schützen sie diesen vor industrieller Ausbeutung.
Bei Rodungen, vor allem im Amazonas-Regenwald, wird auch auf sie kaum Rücksicht genommen. So werden regelmäßig Menschen ihres Landes beraubt.
Verfassungsrechtlich müsste Brasilien die indigenen Völker vor Gewalt der Landräuber schützen. Doch vor allem die Regierung unter Präsident Bolsonaro ignoriert dies und stellt sich teils sogar auf die Seite der Landräuber.
Greenpeace zeigt sich solidarisch mit den indigenen Gemeinschaften des Amazonas-Regenwalds und unterstützt deren Kampf um ihre Gebiete.

Die Rolle der Wälder in der Klimakrise
Global entscheidend ist die Rolle der Wälder im Kampf gegen die Klimakrise. Die Wälder binden riesige Mengen CO2. Sie helfen dadurch, unser Klima zu stabilisieren.
23 Prozent der durch den Menschen produzierten Treibhausgase sind auf Waldzerstörung, Landwirtschaft und Brände zurückzuführen.
Die Klimakrise stellt aber gleichzeitig auch eine Gefahr für die Wälder dar. Mit steigenden Temperaturen erhöht sich auch das Risiko natürlicher Waldbrände. Besonders erschreckend zeigte sich das 2020, als in Australien 12,6 Millionen Hektar Wald brannten. Durch die Brände gelangten 830 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre.
Klimakrise und Waldschutz hängen also eng zusammen. Wollen wir die Klimakrise bekämpfen, müssen wir die Wälder schützen. Möchten wir die Wälder schützen, müssen wir auch global Klimaschutz vorantreiben.

Wie können wir die Wälder besser schützen?
Die Wälder unserer Erde sind Verbündete in der Klimakrise und Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten, wie auch Menschen. Es liegt auf der Hand, dass wir diese besonderen Gebiete schützen müssen.
Es gibt viele Initiativen verschiedener Unternehmensverbände, deren Anspruch es ist, Waldzerstörung zu minimieren und Lieferketten besser zu überwachen. De facto ist aber keines der 350 einflussreichsten Unternehmen auf dem Weg, seine Lieferkettenverpflichtungen zu erreichen.
Unternehmen wie Nestlé, Unilever und Mondēlez beziehen beispielsweise weiterhin Rohstoffe von Lieferanten, die Wälder zerstören.
Große Unternehmen stellen sich gerne als Vorreiter in Sachen Umweltschutz dar. Leider sind das aber meist nur leere Versprechen, um das Image aufzubessern. Greenpeace legt diese Greenwashing-Versuche regelmäßig offen. Wir stehen für echten Waldschutz ein. Dieser muss gesetzlich verbindlich geregelt sein und darf nicht den Unternehmen selbst überlassen werden. Dafür kämpfen wir mit Kampagnen weltweit.
In Europa fordert Greenpeace ein starkes EU-Gesetz für globalen Waldschutz. Dieses muss garantieren, dass keine Produkte aus Waldzerstörung auf den EU-Markt gelangen. Wir fordern zudem, dass diese Produkte nicht mit Menschenrechtsverletzungen in Verbindung stehen dürfen.
Zusätzlich müssen umweltschädliche Vereinbarungen wie das EU-Mercusor-Abkommen verhindert werden. Solche Freihandelsabkommen kurbeln die Industrie an und treiben die Waldzerstörung voran. Allein durch die steigenden Rindfleischimporte des EU-Mercusor-Abkommens würde die Waldzerstörung über die nächsten sechs Jahre jährlich um 25 Prozent steigen.
Wir werden auch weiter für starken Waldschutz kämpfen, sodass die Wälder auch in Zukunft als diverser Lebensraum und wichtige Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise bestehen bleiben.