Gefährdete Vögel in Österreich
Ihr Zwitschern könnte bald verstummen
Einst erfüllte ihr Zwitschern die Landschaft, doch viele Arten der in Österreich heimischen Vögel sind fast nicht mehr vorhanden. Grund dafür ist der Verlust von Lebensraum und Nahrung, denn die industrialisierte Landwirtschaft verwandelt reichhaltige Landschaften in Agrarwüsten und spritzt die Insekten tot, die Vögel zum Leben und für die Aufzucht der Jungen brauchen.
Wir stellen die bedrohten Vögel vor – und geben Tipps, wie man ihnen selbst helfen kann. Helfen Sie uns unsere heimischen Vögel zu retten: unterzeichnen Sie jetzt die Petition!
Praktisch ausgestorben
Der Ortolan ist ein Zug- und Singvogel. Während in den 60er-Jahren in Österreich noch über 200 Paare gezählt wurden, wurde 2015 nur mehr ein Männchen in Tirol beobachtet. Und auch dieses ist inzwischen gestorben.
Zu seinen Nahrungsquellen zählen Insekten, Raupen, Käfer und Getreide. Er bevorzugt warme und regenarme Gegenden, vor allem mit einem ausreichenden Angebot an Bäumen und Hecken oder Weingärten. Die Nester der Weibchen werden ausschließlich am Boden gebaut. Allerdings hat die Umstrukturierung des Geländes für den Ackerbau diesen Lebensraum genommen und der Ortolan kann keinen Platz mehr zum Leben finden. Das allerletzte Männchen lebt heute in einem Schutzgebiet im Tiroler Inntal.
Bestand: 2015: Vermutlich in Österreich ausgestorben
Nahrung: Insekten, Raupen, Käfer, Körner, pflanzliche Nahrung
Schutzmaßnahmen: Bäume und Hecken stehen lassen, Pestizide aussetzen um Nahrungsquellen zu schaffen
Die Blauracke hat ein türkis-azurblaues Gefieder und ernährt sich von großen Insekten. Bis in die 70er-Jahre war sie im Osten Österreichs noch weit verbreitet, 2015 haben nur noch drei Paare dieser Gattung in der Südoststeiermark gebrütet.
Intensive Landwirtschaft führte dazu, dass dem Vogel sein natürlicher Lebensraum und die Nahrungsquellen, Insekten, genommen wurden. Um die restlichen Bestände zu schützen, müssten Rückzugsräume, wie z.B. hohe Grasflächen und Hecken, geschaffen werden.
Vorkommen: Südoststeiermark
Bestand: drei Paare
Nahrung: Insekten und Körner
Schutzmaßnahmen: Pflege der Rückzugsräume, Grasstreifen stehen lassen, Hecken anlegen, Einsatz von Pestiziden stoppen
Der amselgroße Raubwürger ist farblich eher schlicht, dafür umso origineller im Jagdverhalten: Er spießt seine Nahrung auf Dornensträuchern auf und legt sich so eine Vorratskammer an. Fünf Paare ziehen derzeit im Wald- und Weinviertel ihre Jungen groß. Vor 100 Jahren waren diese Vögel fast in allen Bundesländern weitverbreitet.
Der Raubwürger lebt auf offenen Feldern und versteckt sich im hohen Gras bzw. in Hecken, die vor natürlichen Feinden Schutz bieten. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft wurden sowohl sein Lebensraum als auch seine Nahrungsquellen stark beeinträchtigt. Um die restlichen Bestände zu schützen, müssten Rückzugsräume, wie z.B. hohe Grasflächen und Hecken, geschaffen werden. Außerdem würde ein Stopp der Nutzung von Pestiziden dazu führen, dass der Vogel wieder genügend Nahrung finden kann.
Vorkommen: Wald- Weinviertel Niederösterreichs
Bestand: 5 Paare
Nahrung: Insekten und Körner
Schutzmaßnahmen: Schaffen von Rückzugsräumen, Grasstreifen stehen lassen, Hecken anlegen, Einsatz von Pestiziden stoppen
Akut gefährdet
Das Braunkehlchen ist ein Singvogel mit helloranger Kehle und Brust und einem hellen Streif über den Augen. Leider ist durch die flächendeckende und intensive Landwirtschaft das Vorkommen des ehemals weitverbreitenden Wiesenvogels sehr stark zurückgegangen. In Österreich kommt das Braunkehlchen nur noch in den Alpen und in kleinen Bestandszahlen im Mühl- und Waldviertel und vereinzelt im Burgenland vor. Seine Bestände sind auf lediglich 2200-35000 Brutpaare gefallen. Ihre Bruterfolgsraten sind mittlerweile zu niedrig oder fallen völlig aus, da die natürlichen Wiesen, wo sie brüten um 85% zurückgegangen sind und sie durch das Insektensterben Hunger leiden.
Vorkommen: Verbreitungsschwerpunkt in den Alpen, Restvorkommen im Mühl-, Waldviertel, sowie im Burgenland.
Bestand: 2.200-3.500 Paare
Nahrung: Insekten und deren Larven, Spinnen, kleine Schnecken, Würmer
Schutzmaßnahmen: Wiesen möglichst frei von Dünger halten, später zu mähen beginnen, Wiesenrandstreifen für Nestern stehen lassen, Zaunpflöcke oder Einzelbüsche zum Schutz pflanzen
Die Feldlerche ist etwa 16-18 cm groß und sucht ihre Nahrung ausschließlich am Boden, steigt aber zum Singen hoch in die Lüfte. Zu ihrer Nahrung zählen Insekten, Spinnen, Schnecken, Würmer und im Winter Samen. Die Feldlerche ist ein Brutvogel der offenen Kulturlandschaften mit niedriger Vegetation bevorzugt. Sie brütet in baumarmen Feldern und der Zeit von April bis Juni.
Die Feldlerchenbestände befinden sich jedoch im deutlichen Sinkflug: Offizielle Monitoringdaten des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA) zeigen zwischen 1990 und 2015 einen Bestandseinbruch um 38 Prozent, also um deutlich mehr als ein Drittel.
Vorkommen: Ackerbaugebiete in Nord- und Ostösterreich
Bestand: seit 1998 Rückgang um 45%, derzeit 100.000-150.000 Paare
Nahrung: Insekten, Spinnen, Schnecken, Würmer, Samen im Winter
Schutzmaßnahmen: Schaffen von Feldlerchenfeldern (bei Aussaat ausgesparten Kleinflächen), Verzicht auf Pestizide, Aufforstung von nährstoffarmen Flächen
Der Kiebitz brütet am Boden, am liebsten in wilder Natur, wo er genügend Insekten als Nahrung findet. Aber einerseits verliert er durch den Einsatz von Pestiziden wichtige Nahrungsquellen, andererseits durch die Vernichtung von wilden Flächen auch wertvollen Lebensraum. Da während seiner Brutzeit zwischen April und Mai die Wiesen und Felder bereits maschinell bewirtschaftet werden, kommt es auch zu hohen Verlusten von Küken und Nestern. Aktuell wird sein Bestand auf etwa 3500-5000 Paare geschätzt.
Vorkommen: nördliches Alpenvorland, Waldviertel und Ostösterreich, vereinzelt in STMK und VBG, in Kärnten vom Aussterben bedroht
Bestand: 3.500-5.000 Paare
Nahrung: Insekten und Larven, Regenwürmer, Samen sowie Früchte von Wiesenpflanzen
Schutzmaßnahmen: Renaturierung von Feuchtwiesen, Brutplätze vor menschlichen Eingriffen bewahren, Kiebitz-Inseln schaffen, Anbau von Feldfrüchten
Der Wachtelkönig ist ein sehr kleiner, sehr seltener Bodenvogel. Die Wachtel ist der einzige Zugvogel in der Familie der Hühnervögel. Sie lebt bevorzugt in hohen Wiesen. Als Bodenbrüter benötigt sie die Wiesen als Schutz vor natürlichen Feinden. Die Intensivierung der Landwirtschaft aber verringert die Zahl der hohen Wiesen, und die frühe Mahd sorgt für hohe Nestverluste.
Waren die Tiere früher noch sehr verbreitet, findet man sie heute nur noch in lokalen Gebieten wie Allentsteig, in den March-Thaya-Auen, im Wienerwald oder vereinzelt im Ennstal.
Der heutige Bestand wird auf 200-600 rufende, also paarungswilige Männchen geschätzt. Vorkommen: nur mehr lokal, z.B. Allentsteig, March-Thaya-Auen, Wienerwald, Ennstal
Bestand: 200-600 rufende Männchen
Nahrung: Insekten
Schutzmaßnahmen: verspäteter Mahdbeginn erst mit 1. August (Brutzeit), Altgrasstreifen, Hochstaudenfluren, Rückzugwinkel schaffen (ca. 0,5 ha) ab Mai, Spätmähwiesen
Der Wiedehopf kann wie der Kuckuck seinen eigenen Namen singen. Er bevorzugt niedrig gemähte Wiesen und Weiden, in denen er Insekten jagen kann. Die Weibchen brüten ihre Küken in Baumhöhlen aus, die sie als Nester nutzen. Verbreitet ist er im Gebiet des Neusiedlersees, im südwestlichen Weinviertel, im südlichen Burgenland, in der Südoststeiermark und in Kärnten.
Durch die intensive Landwirtschaft geht aber auch sein Lebensraum zunehmend verloren. Alte Bäume mit Höhlen und artenreiche Wiesen fallen der Landwirtschaft zum Opfer. So fehlt den Vögeln nicht nur die nötige Nahrung, sondern auch Lebensraum.
Vorkommen: vor allem Neusiedlersee-Gebiet, südwestliches Weinviertel, südilches Burgenland, Südoststeiermark, Kärnten
Bestand: 600-800 Paare
Nahrung: Grillen, Laufkäfer, Raupen
Schutzmaßnahmen: Förderung von Großinsekten
Gefährdet
Das Rebhuhn ist ein kompakter und geselliger Bodenvogel, der auf gute Deckung in Altgrasstreifen, Gräben und Hecken angewiesen ist, da er dort geschützt und dank seines Federkleids gut getarnt ist. Es kommt in außeralpinen und offenen Agrarlandschaften, der Bestand ist aber stark rückläufig. Ihnen fehlt es an Nahrungsquellen sowie Lebensraum. Frühes Mähen führt außerdem dazu, dass es hohe Nestverluste zu beklagen gibt. Junge Rebhühner ernähren sich von Insekten und Larven, Raupen und Blattläusen und sind daher vom durch Pestizide verursachten Insektensterben betroffen.
Vorkommen: außeralpine, offene Agrarlandschaften
Bestand: 12.000-24.000 Paare
Nahrung: junge Rebhühner ernähren sich von Insekten und Larven, Raupen, Blattläusen etc. Ältere Tiere bevorzugen pflanzliche Nahrung wie Getreidekörner oder Samen
Schutzmaßnahmen: Schaffen von ausreichendem Angebot an Nahrungspflanzen und Ackerflächen. Einsatz von Düngemittel und Pestiziden einschränken bzw. ganz aussetzen; Stoppelfelder nicht sofort nach der Ernte umbrechen
Der stimmgewandteste und wohl mit Abstand schimmernste heimische Vogel ist der Star. Sein Federkleid verändert sich im Laufe des Jahres. Stare brüten an Siedlungsrändern sowie in den Städten, offenen Wäldern oder in Parkanlagen. Das Nest ist immer in einer Baumhöhle und mit Gras und Federn gepolstert. Stare verbringen den Winter größtenteils im Süden.
Ihre bevorzugten Lebensräume – Weiden, Wiesen und Feldränder – werden immer seltener und artenärmer. Auch die für das Brüten nötigen Baumhöhlen schwinden.
Bestand: Die Anzahl an Zugvögeln veränderte sich in Österreich seit 1997 drastisch. 1997 waren es noch 10.000, 2008 nur noch 2.000 Vögel. Derzeit wird der Bestand auf 4.000-5.000 Paare geschätzt.
Nahrung: Würmer, Insekten, Schnecken, im Herbst Obst
Schutzmaßnahmen: Einschränkung von Pestiziden, Erhalt von Bruthöhlen, künstliche Nistplätze
Starker Rückgang
Der Buchfink ist der am weitesten verbreitete Vogel in Österreich. Er ist etwa 14-18 cm groß und sein Gesang wird Finkenschlag genannt. Je nach Region hat sein Gesang einen anderen Dialekt. Er ist vor allem zwischen März und Juni zu beobachten, dennoch bleiben Männchen auch im Winter im Land. Die restlichen Vögel ziehen über die kalten Monate ans Mittelmeer. Buchfinken brüten überall, wo es Bäume gibt. Zu seiner Nahrung zählen Beeren, Insekten, Samen und Salat. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft ist trotz hohem Vorkommen auch der Buchfink vom Insektensterben bedroht, da vor allem den Küken wichtiges Eiweiß fehlt.
Vorkommen: überall wo es Bäume gibt, in ganz Österreich, feuchte Gebiete wie die Donau-Auen
Bestand: ca. 2 Mio. Brutpaare
Nahrung: Beeren, Insekten, Samen, Salat
Der Wendehals hat seinen Namen, weil er den Kopf schlangenartig in alle Richtungen drehen kann. Dank seines rindenartigen Gefieders ist er auf Bäumen kaum zu entdecken. Als Zugvogel ist er meistens erst ab April in Österreich zu bewundern. Er bevorzugt wärmere Gebiete und brütet in halboffenen Landschaften. Zu seiner Leibspeise zählen Ameisen, welche er auf freien Flächen mit niedriger Vegetation sucht. Er brütet in Baumhöhlen, welche entsprechenden Schutz bieten.
Durch die intensive Landwirtschaft wurde auch ihm der nötige Lebensraum genommen. Der Vogel ist nicht in der Lage, sich selber Baumhöhlen zu „zimmern“, weshalb er auf alte Bäume angewiesen ist. Diese werden allerdings gefällt, um Platz für Agrarflächen zu schaffen. Der früher in ganz Österreich vorkommende Vogel ist heute nur noch in Nordost-, Ost-, und Südostösterreich zu finden. Von Vorarlberg bis Oberösterreich ist er ausgestorben.
Vorkommen: Nordost-, Ost-, Südösterreich, in OÖ bis VBG fast bzw. ausgestorben
Bestand: 3600-5400 Paare
Nahrung: Ameisen, Käfer, Spinnen
Schutzmaßnahmen: Erhaltung nahrungsreicher Wiesen, Weiden, Weingärten; Sicherung von Ameisenvölkern
Der Neuntöter ist 16-18 cm groß und verdankt seinen Namen einem altem Aberglauben, wonach er täglich 9 Vögel erbeutet. In Österreich ist der Neuntöter in allen Bundesländern beheimatet. Für ihn sind Dornensträucher essentiell, da er dort Nahrungsvorräte, wie Hummeln, Käfer, Insekten oder auch kleine Mäuse aufspießt, um sich in schlechten Zeiten versorgen zu können. Er bevorzugt halboffene Landschaften, also einen Mix aus offenen Wiesen und Sträuchern bzw. Bäumen und Hecken. Deren Rückgang vor allem durch intensive Landwirtschaft führte dazu, dass der bis dato stabile Bestand der Vogels vielerorts rückläufig ist. Auch der Einsatz von Pestiziden führt zu einem Nahrungsquellenmangel für den Neuntöter.
Vorkommen: halboffenes/ offenes Kulturland, in den Alpen auf größeren Talböden und Hangwiesen bis 1.300m
Bestand: seit 1998 minus 32%, 25.000-40.000 Paare
Nahrung: Käfer, Heuschrecken, Grillen, gelegentlich junge Feldmäuse und Jungvögel
Schutzmaßnahmen: Erhaltung niedriger Landschaftselemente (1-3m) wie Hecken oder Dornbüsche, Verzicht auf Biozide zur Verbesserung der Nahrungssituation
Der grell gefärbte Gartenrotschwanz findet sich oft in Siedlungen mit alten Bäumen, in deren Höhlen Nester gebaut werden können. Man sieht ihn vor allem in den Apfelregionen der Südoststeiermark. Leider nimmt auch der Bestand dieses Singvogels ab. Nicht nur der Einsatz von Pestiziden, sondern auch das Fällen von alten Bäumen nimmt ihm den notwendigen Lebensraum.
Vorkommen: kleinbäuerlich strukturierte Kulturlandschaft mit älteren Baumbeständen
Bestand: 10.000-15.000 Paare
Nahrung: Insekten, Raupen, Hautflügler, Schmetterlinge
Schutzmaßnahmen: Sicherung von alten Baumbeständen, Erhalt von hohen Grasstreifen
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